Ich sehe das Dach als eine großartige Oase. Ohne über die Tragfähigkeit der Unterkonstruktion
allzu viel nachzudenken, ignorierend, dass hier in wenigen Jahren ein höheres Apartmenthaus
gebaut werden soll, entwerfe ich einen Dachpark...
Eine Wendeltreppe führt hinauf, es gibt Hochbeete in Containern, die aus alten Paletten selbst gebaut sind. Freiwillige helfen, geerntetes Gemüse wird günstig verkauft oder an die Helfenden verschenkt. Alle Wände sind begrünt, mit Wein und Obstspalieren.
Neben dem langsam wachsenden Spalierobst sind Glyzinien oder andere schnell wachsende Rankpflanzen, damit möglichst schnell möglichst viel grün wird.
In der wuseligen städtischen Umgebung ist es ein ruhiger Rückzugsraum, von dem aus man dem bunten Treiben auf der Straße von Bänken aus zusehen kann. Es gibt ein Kompostklo, einen Teich, eine
Regenwassertonne und viele Schilder, die die Elemente und Pflanzen erklären.
Der Dachgarten könnte Teil des Projekts 49 Farms werden, das zum Ziel hat, in jeder Quadratmeile von San Francisco eine Urban Farm zum Gemüseanbau einzurichten. Und der Kramladen unten drunter wird irgendwann zu einem Ooooby-Store, nach neuseeländischem Vorbild. Ooooby bedeutet: Out of our own backyard. In diesen Läden verkaufen Leute selbst angebaute oder verarbeitete oder gebastelte Produkte.
Das ist zwar alles schön und gut, aber so in echt sehe ich mich hier keinen öffentlichen Dachgarten-Park einrichten. Da ich nur temporär hier bin, werde ich alles, was ich aufbaue, nach einem Jahr wieder abbauen müssen. Aber zumindest eine kleinere Version meines Traumgartens möchte ich auf diesem kahlen Stück Dach gerne umsetzen.
Außerdem brauchen meine kleinen Pflänzchen mehr Platz, die Fensterbank und auch die Mauer vor meinem Fenster platzen schon aus allen Nähten. Der Garten muss also größer werden und sich aufs Dach ausdehnen.
Dafür beobachte ich die Sonnenstände auf dem Dach und mache mir Gedanken, wo ich meinen Garten anlegen will und wie ich es anstelle, das Material dafür zu bekommen, möglichst ohne Großeinkauf im Gartencenter.
Es soll alles mobil sein, Eimer, Container. Da ich nichts über die Tragfähigkeit des Dachs weiß und nicht möchte, dass meine Tomaten eine Etage tiefer landen, werde ich viele kleine Gefäße benutzen. In der Ecke mit dem verstopften Abfluss würde ich gerne etwas Wasser sammeln oder sogar einen Teich anlegen, dazu müsste ich gar nicht viel machen, nur das Abflussrohr unten ganz zustopfen. Das überlege ich mir noch, etwas ekelhaft finde ich das Wasser, das vom Dach zusammenläuft nämlich schon, in der Mitte des Daches liegt ja noch der Müllhaufen und neulich haben einige Möwen eine tote Taube gefressen und nun sind Stücke vom Flügel hier in der Ecke angekommen.
Vielleicht spanne ich zum Wassersammeln lieber eine eigene Plane auf, die ich direkt in einen Eimer ablaufen lasse.
So ungefähr sieht der Garten in meiner Vorstellung aus:
Das triste Grau soll für mich, meine Nachbarn und eine möglichst große Anzahl
von Insekten und Vögeln (andere Tiere können es wohl nicht erreichen und als Biotop nutzen),
schöner und einladender werden.
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