Beim Ephemerisle-Festival, das auf einer schwimmenden Insel, also Plattformen, Booten und anderen Gefährten stattfand, treffe ich Tim Anderson, der mit einem ausrangierten Ponton (als Floß mit Außenborder) angereist war.
Fasziniert von diesem mit Abstand ungewöhnlichsten schwimmenden Ding helfe ich, Wasser aus einer leckgeschlagenen Schwimmzelle zu schöpfen, Styropor aus dem Wasser zu fischen und provisorisch das Leck zu flicken. Dabei erzählt Tim, dass er den Ponton bepflanzen will, ich denke: super, eine schwimmende Insel, das ist ja wie metagarten.
Da will ich natürlich unbedingt mitmachen und dabei sein. Ich biete Tim welche von meinen vorgezogenen Pflanzen an, er freut sich und meldet sich tatsächlich einige Tage später per E-Mail und ich fahre ihn in Alameda besuchen, wo er an seinem "barge garden"-Projekt arbeitet.
Es dauert eine Weile, bis ich verstehe, dass es keineswegs eine schwimmende Insel werden soll, sondern dass die Luftkammern des Pontons nur als Pflanzcontainer dienen sollen,
die in der unteren Hälfte mit Wasser gefüllt werden. Und das ganze steht einfach nur auf dem
Land. Ich überwinde meine Enttäuschung und besuche Tim, um meine überzähligen Tomaten und
Sonnenblumen, für die mein Dachgarten zu klein ist, in die schon fertigen Container des
"Nomadic Orchard" zu pflanzen.
Dieser liegt auf dem Gelände des Towers vom ehemaligen Militärflughafen in Alameda. Eigentlich residiert hier die Firma Makani Power, die fliegende Windräder entwickelt. Tim kann als externer
Berater und Nachtwächter einen Teil des Gebäudes und der Außenflächen nutzen.
Der Boden ist kontaminiert, daher ist die Anbaufläche in Containern. Dadurch ist mit Hilfe eines Gabelstaplers der Garten transportabel, und könnte woanders hinziehen, was auch den Namen
"nomadischer Obstgarten" erklärt.
Das ganze ist ein ziemlich spaciger Ort, die nordwestliche Spitze der Insel Alameda, Alameda Point. Hier war ein Militärflughafen, nun ist das Gelände zivil genutzt, liegt aber zu großen Teilen
brach. Zwischen dem Tower und dem Meer ist nichts mehr außer dem riesigen, aus Betonplatten zusammengesetzten Flugfeld.
Südlich vom Tower sind einige Grünflächen, die mit struppigem trockenem Gras bewachsen sind, einige Büsche, Schilfrohr.
Auf den Wegen aus den unvermeidlichen, beige‐grauen Betonplatten, mit denen hier die Gehwege und Straßen gepflastert sind und die ich schon nicht mehr sehen kann, stehen bereits drei jeweils 1m3
große Container mit Obstbäumen drin und hier soll auch der "barge Garden" aufgestellt werden.
Ich pflanze meine Tomaten und Sonnenblumen zu den Obstbäumen in die Container, wie bei einer Obstbaum-Lebensgemeinschaft. Um Wurzelkonkurrenz mit den Bäumen zu vermeiden, bleibe ich mit meinen Pflanzen am Rand der Container.
Als ich von meinem Dachgarten erzähle, gibt Tim mir eine Menge Eimer, Erde, Stroh und alles mögliche andere Zeug mit. Sein kleines Solar-Golfcart, mit dem ich hier auf dem Gelände zwischen Werkstatt und Garten umhergecruist bin, ist voll beladen.
Aber ich gehe nicht nur ausgerüstet mit Material nach Hause, sondern auch mit einer Idee, wie ich meine Container für das Dach so anlegen kann, dass ich nicht ständig gießen muss. Ich werde Tims System der selbstbewässernden Container in klein nachbauen.
Dazu mehr im nächsten Artikel...
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