Heute habe ich so einiges über Obstbäume gelernt, denn ich habe eine Freundin von den Guerilla Grafters zum Scion Exchange des Golden Gate Chapters der California Rare Fruit Growers (CRFG) begleitet. In Deutschland würde das wahrscheinlich Edelreiser-Tauschbörse oder so ähnlich heißen.
Es funktioniert so, dass Leute, die Obstbäume, gerne von speziellen seltenen Sorten, haben, kleine Stücke von Zweigen ihrer Bäume abschneiden (was im Rahmen des Baumschnittes ohnehin getan wird), sie gut verpacken und anderen Obstgärtnern zur Verfügung stellen.
Wir stehen also in einem Foyer eines Uni-Gebäudes, in dem lauter Tische aufgebaut sind, auf denen in Frischhaltebeuteln verpackte Zweige liegen. Die Tüten sind sorgfältig beschriftet mit dem Namen der jeweiligen Sorte, für jedes Obst gibt es einen Tisch. Birnen, Äpfel, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche...
Das ganze sieht erst einmal so unspektakulär aus, dass ich nicht einmal ein Foto mache. Gleichzeitig gibt es seehr viele Informationen, die mir klar machen WIE wenig ich über Obstbäume weiß. Allein schon, dass man - wenn man Obstbäume pflanzt - bedenken muss, dass manche Sorten mit Blütenstaub anderer Sorten bestäubt werden müssen, damit sich Früchte bilden. Aber nicht irgendwelcher anderer Sorten - nein, es müssen schon ganz bestimmte andere Sorten sein. Dafür gibt es dann Tabellen, in denen man alles nachschauen kann.
Einen Raum weiter gibt es eine Vorführung, in der gezeigt wird, wie das Veredeln funktioniert und auch Grundlagen im Umgang mit Obstbäumen erklärt werden.
Zum Beispiel, dass eigentlich jeder Obstbaum sich aus Teilen von mindestens zwei verschiedenen Bäumen zusammensetzt. Eine wildere Form (bzw. auf bestimmte Wuchseigenschaften und Widerstandsfähigkeit hingezüchtete Form) bildet den unteren Teil, den Wurzelstock, und auf diese Unterlage wird dann ein Edelreis aufgepfropft, das dann die Baumkrone bildet und Früchte der gewünschten Sorte hervorbringt (wie das genau funktioniert kann man z.B. hier nachlesen). An einen Baum können auch mehrere "fremde" Sorten dranveredelt werden, indem einfach ein Zweig angeschnitten wirde und möglichst passgenau ein gleich dickes Reis mit 2-3 Knospen daran befestigt wird. Und es muss nicht einmal ein Zweig von derselben Obstsorte sein, es kann - unter bestimmten Umständen (dafür gibt's dann weitere Tabellen) - sogar sinnvoll sein, ein Aprikosenreis an einen Pflaumenbaum zu binden. Verrückt. Mir schwirrt jedenfalls der Kopf.
Und solche Reiser liegen jetzt hier zuhauf auf den Tischen.
Das tolle ist, dass aus jedem dieser unscheinbaren kleinen Zweige ein fruchtragender Ast eines Obstbaumes oder sogar eine ganze Baumkrone werden kann. Die Fülle, die darin liegt, lässt wirklich paradiesische Zustände möglich erscheinen.
Es gibt übrigens Anfang 2013 auch eine Edelreisertauschbörse in Hamburg , bis dahin ist sogar noch genug Zeit, die ersten Obstbäume zu pflanzen :)
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